Lieben und Leben – das sind zwei der ganz großen Dinge für den Menschen überhaupt. Oft ist die Frage danach, was von beiden denn nun zuerst kommt, eine klassische Frage nach dem Prinzip: die Henne oder das Ei.
Letztendlich ist es völlig irrelevant, ob man nun die Suche mit der Ziel des bestmöglichen Lebens beginnt oder mit der Suche nach der Liebe.
Um Missverständnissen vorzubeugen: mit „Leben“ ist nicht so sehr das materiell gesicherte Leben gemeint, sondern ein Leben, das man gerne lebt. Mit „Liebe“ oder „lieben“ ist dann ebenso wenig nur die große, romantische, erfüllte Liebe gemeint, sondern eine Grundbereitschaft zur Liebe, eine Offenheit gegenüber den Dingen und eine Neugier an ihnen.
Das eigene Leben lieben
Das eigene Leben lieben kann man nur, wenn man auch das eigene Leben lebt. So einfach ist das. Und so kompliziert.
Denn das Leben besteht nun einmal faktisch aus Kompromissen: Man muss arbeiten, um Geld zu verdienen. In einer Partnerschaft muss man auch mal dorthin in Urlaub fahren, wohin der Partner will und man selber eigentlich nicht. Hat man Kinder, so ist man für die verantwortlich. Die Liste ist endlos.
Formulieren wir den Satz von oben anders. Statt „das eigene Leben leben“, sagen wir jetzt: das Leben leben, das man vor allen anderen Lebensentwürfen leben möchte.
Gemeint ist, dass das eigene Leben ist dasjenige, das man seinen Alternativen eindeutig vorziehen würde. Stöhnt man über Kindererziehung oder über einen weiteren Wanderurlaub, so sollte man sich fragen: Wäre ein Leben ohne Kinder oder ein Strandurlaub alleine vorzuziehen? Die meisten werden hier verneinen, und das ist gut so. Denn es bedeutet: bei allen Problemen ist es doch das bestmögliche Leben. Und an den Details kann man arbeiten: abwechselnd Strand oder Wandern im Urlaub, oder mal einen Babysitter anheuern und ausgehen – oder der Partner kümmert sich.
Im Beruflichen gelten andere Maßstäbe, doch dazu kommen wir an anderer Stelle.
Im Privaten sollte man sich so fragen – und dann bei Frust vor allem mal wieder an die Alternative denken. Denn erst dann geht einem oft auf, wie schön das eigene Leben eigentlich ist. Und so lernt man es dann immer wieder aufs Neue lieben.
Das Leben lieben
Hat man erst einmal begriffen, was man am eigenen Leben schätzt und liebt und behalten möchte, so ergeben sich daraus eigentlich auch die Dinge, die man ändern will und wird.
Und man bekommt eine Grundgelassenheit gegenüber neuen Dingen. Denn mit jeder Entscheidung für oder gegen etwas wächst die Kompetenz, sich auf Neues erst einmal einzulassen und daraus dann eine Sicherheit, diejenigen zu behalten, die man in seinem Leben haben möchte, weil sie einen glücklich machen.
Nach und nach wird man so zu jemandem, dem das eigene Leben nicht nur wie maßgeschneidert passt, sondern der oder die auch noch ein positives Grundgefühl gegenüber dem Leben überhaupt bekommt. Und das ist in anderen Worten „die Liebe zum Leben“ – damit im Rucksack können Sie im Grunde alles schultern, auch den Wanderurlaub und immer noch lachen.
Wie Charles Dickens schon sagte: Gibt es eine bessere Form mit dem Leben fertig zu werden, als mit Liebe und Humor?
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